Gebietsgruppe Salzwedel, 1988. — 70 S.
Als der Priester den Gevatter Tod nahen fühlte, betete er mit einiger Berechtigung, daß er ja immerhin das Gold nicht für sein persönliches Wohlleben ausgegeben habe, sondern sich auch viel M ühsal aufgeladen hätte mit dem Kirchenbau. Er fand Gnade, erzählt die Sage, und es kam promt ein Engel, gegen den der Teufel die Seele einbüßte.
Der Teufel w ar auf das Äußerste erzürnt. Nun stand er mit leeren Händen da, obwohl er einen großzügigen Einsatz bezahlt hatte. In seiner Wut verwandelte er alles übriggebliebene Gold und die Münzen aus den Opferstöcken in ein großes Stück, das wie ein rundes Brot geformt war.
Zuerst wollte er diesen Schatz wieder mit sich nehmen, aber dann murmelte er einen Zauberspruch und zog lange, goldene Beine aus dem Klumpen, auf denen der nun plötzlich wie eine riesige Laus dahinkroch.
Die goldene gefräßige Laus versteckte sich in allen W inkeln des K irchen schiffs und im T urm und griff dann überraschend die Besucher an. Die Menschen konnten sich nur vor ihr retten, in dem sie ihr Fleischbrocken in den Weg warfen.
Das teuflische Tier w urde zum Schrecken der Pilger. Niem and wagte sich m ehr in die verrufene Kirche. Sturm schäden besserte niem and m ehr aus.
Der Zerfall griff um sich. Mauern bröckelten ab. Und heute treten die spärlichen Besucher nur noch vor die Feldsteinm auern der Turmruine, die freilich noch im m er die „Goldene Laus“ genannt wird.